Februar 2004. Luca, Marwin, Dennis, Johanna, Christian und 15 andere Kinder treffen sich zum Halbjahresbeginn in der Berliner Fläming-Schule. Sie gehören zur Klasse 5d, der Förderklasse der Schule, in der Schüler extrem unterschiedlicher Fähigkeiten zusammen lernen. Vier der Kinder sind als behindert eingestuft, von lernschwach bis schwerbehindert, und werden nicht benotet. Die Klasse hat zwei Betreuerinnen, einige Fachlehrer und die Klassenlehrerin, Frau Haase. Sie gilt als streng, aber fair. Ihre große Liebe gilt dem Theater.
Auf Augenhöhe mit den Kindern nimmt der Regisseur Hubertus Siegert teil am Abenteuer eines Schulhalbjahrs. Erfolge und Konflikte, Spaß und Tränen, Witz und Mühsal, Rivalitäten und Freundschaften blitzen in den verschiedenen Geschichten auf, die zusammen das bewegende Bild eines vielschichtigen und spannenden, ganz eigenen Universums zeichnen: ein Klassenleben.
Ein Theaterstück wird geprobt, aber wer spielt die Hauptrolle? Die Kinder bereiten Referate vor, in höchst heterogen zusammengesetzten Arbeitsgruppen. Alleine lerne ich aber schneller, sagt einer, und merkt, wie schwer es ist, den eigenen Vorsprung an die anderen weiterzugeben. Nicht an jedem Tag macht die Schule Spaß. Hausaufgaben werden vergessen, Tränen nach der ungerechten Prüfung vergossen. Diktat bedeutet Stress, und neben dem will ich lieber nicht sitzen. In der Pause spielt man «Jungs fangen Mädchen» oder springt über eine halsbrecherisch lange Kette von Schulranzen.
Schule, das ist nicht nur Lehren und Lernen. Man lacht, ist traurig, macht Quatsch, hat Angst, spielt, kämpft, gibt klein bei und trumpft groß auf; allein und, darauf kommt es in dieser Schule sehr an, zusammen. Am Ende feiern die Kinder den Geburtstag einer Klassenkameradin. Sie leidet an einer unheilbaren Krankheit, kann sich nicht mehr bewegen und nicht sprechen und ist doch lebendiger Teil dieser Klassengemeinschaft.
Hubertus Siegert erläutert kein pädagogisches Konzept, sondern beobachtet mit großer Aufmerksamkeit und Anteilnahme, ohne sentimentale Verklärung oder pädagogischen Zeigefinger den Alltag von Elfjährigen außerhalb der gängigen Aussonderung in Gymnasium, Real-, Haupt- und Sonderschule: Keine PISA-Debatte, sondern ein aufregendes und bewegendes Abenteuer voller Leidenschaften, Glücksmomente und Katastrophen, Aha-Erlebnisse, Erwartungen und Einsichten. In der liebevollen Nähe zu seinen Protagonisten erschließt Klassenleben eine seltsam vergessene Welt, die doch ganz anders, ganz gegenwärtig ist.